24.07.2020
Baurecht soll Folgen des Kiesabbaus mildern

Im Rothschwaiger Forst soll der Kiesabbau erweitert werden. Um wenigstens bestimmen zu können, wie das Gebiet danach aussehen wird, setzt die Stadt auf einen Bebauungsplan, der jahrelang in der Schublade lag.

Fürstenfeldbruck – Der Grüngürtel am Rothschwaiger Forst ist für viele Brucker ein beliebtes Ziel für Spaziergänge im Wald. Doch das Gebiet ist auch eine offiziell im Regionalplan verzeichnete Kiesabbaufläche. Südlich der Staatsstraße 2054 und westlich der B471 wird bereits heute Kies aus dem Boden geholt. Nun will die Firma KRO ihre Grube nach Süden erweitern – um 17 Hektar in den nächsten 15 Jahren. Ein entsprechender Antrag ist beim Landratsamt schon eingegangen. Verhindern kann die Stadt das nicht. Sie möchte sich aber so viel Einfluss wie möglich auf die Nutzung nach dem Abbau sichern.

Bereits mehrfach hatten sich in den letzten Wochen Stadtratsausschüsse mit dem Thema befasst. In dieser Woche nun hat der Stadtrat entschieden: Um sich Mitsprache bei der Nachnutzung zu sichern, will man endlich einen Bebauungsplan beschließen, mit dessen Erarbeitung man schon 2010 begonnen hatte. Der Plan soll bestimmen, wie nach dem Abbau aufgeforstet wird.

Kiesgruben-Betreiber gibt Zusicherungen

Stadtbaurat Martin Kornacher berichtete von einem Gespräch mit dem Betreiber Thomas Vilgertshofer kurz vor der Sitzung des Stadtrates. Dieser habe zugesichert, dass immer nur ein Drittel des Waldes von der Rodung betroffen sei. Das bedeutet: Er will ausgebeutete Teilflächen erst rekultivieren, bevor weitere Bäume fallen. „Wir haben die Hoffnung, dass wir dieses Vorgehen auch in der Festsetzung niederschreiben können.“

Vize-Bürgermeister Christian Stangl (Grüne) schlug eine Ortsbegehung vor einer der kommenden Ausschuss-Sitzungen an, um sich das eine oder andere genauer anzuschauen. Das stieß auf große Zustimmung. Die Abbaupläne an sich wurden dagegen einmal mehr kontrovers diskutiert. Thomas Brückner (Grüne) wies auf die Bedeutung des Waldes und der schützenswerten Tierarten hin. Das angekündigte etappenweise Vorgehen habe der Betreiber in der Vergangenheit nicht eingehalten. Er sei daher misstrauisch. Der Betreiber habe schon über 1000 Gehölze gepflanzt, merkte dagegen Hans Schilling (CSU) an.

Rohstoffversorgung ranggleich mit Naturschutz

Georg Stockinger (FW), früherer Besitzer der Grube, wies darauf hin, dass es nicht um den Abbau, sondern um einen Bebauungsplan gehe. „Der ist wichtig, da die Stadt die Planungshoheit für das Gebiet hat und für das, was dort künftig passiert.“ Kiesabbau als wichtige Rohstoffversorgung sei im Regionalplan ranggleich mit dem Naturschutz. Mirko Pötzsch (SPD) regte an, eine Initiative beim Städtetag zu starten, um nicht nur den Kiesabbau, sondern auch die Klimabedeutung der ausgebeuteten Flächen zu würdigen.

Der Stadtrat billigte die Fortführung des Bebauungsplanverfahrens letztlich gegen zwei Stimmen. Alexa Zierl (ÖDP) regte an, festzulegen, dass erst wieder gerodet werden darf, wenn aufgeforstet wurde, um Zeit zu gewinnen. Und sie kündigte an: „Bund Naturschutz und ÖDP werden massiv an die Öffentlichkeit gehen.“

Forderung der Stadt: Die Klimabilanz beachten

Vergangene Woche hat der Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Tiefbau (UVT) beschlossen, eine Stellungnahme zur Erweiterung des Kiesabbaus im Rothschwaiger Forst zu erarbeiten. Diese Stellungnahme, die der Stadt im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben zusteht, wurde in der Fortsetzung der Sitzung am Donnerstag vorgestellt. Maßgeblich an der Ausarbeitung beteiligt waren die Stadtratsmitglieder Thomas Brückner (auch im Bund Naturschutz aktiv) und Georg Stockinger (selbst ehemaliger Kiesgrubenbetreiber) sowie Umweltbeirats-Mitglied Martin Höckenreiner.

Grundtenor der Stellungnahme: Die Stadt würde es begrüßen, wenn die Betreiber komplett auf den Eingriff verzichten würden. Da rein rechtlich die Erweiterung des Kiesabbaus in Richtung Süden nicht zu verhindern ist, solle der Kiesgruben-Betreiber zumindest versuchen, „die Auswirkungen der Maßnahme im Rothschweiger Forst auf das minimal Mögliche zu reduzieren und versuchen, die verursachten Lücken in der Klima-Bilanz zu kompensieren“.

Konkret heißt das vor allem eins: Der Betreiber soll bei der Erschließung neuer Abbau-Bereiche schrittweise vorgehen und auf nicht mehr genutzten Arealen schnell wieder Bäume pflanzen. Er wird zudem angehalten, der Stadt ein Konzept vorzulegen, wie er für den Ausgleich der Auswirkungen der Rodung von 17 Hektar Wald auf die städtischen Klimabilanz sorgen will.

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